Praxistipp anhand eines Gedankenspiels mit Team Google
Das Berufsbekleidung benötigt wird, steht außer Frage. Doch, welche Farbe man am besten wählt, kann durchaus diskutiert werden. Jede Farbe hat schließlich eine andere Wirkung. Diese gekonnt eingesetzt, kann Wahrnehmung lenken und das Image einer Firma kreieren. Daher ist die detaillierte Auseinandersetzung mit der Farbpalette, speziell bezüglich der Wunschwirkung, nicht nur durchaus sinnvoll, sondern auch überaus effektiv. Erzielt man mit der richtigen Farbwahl immerhin gewünschte Effekte.
- Worauf kommt es bei Berufsmode an? Welche Farbe wählt man am besten?
- Was will ich als Unternehmen aussagen? Welche Messsage, welches Gefühle transportieren?
- Was ist meine Botschaft? Was sind meine Werte?
- Mit welcher Farbe lässt ich mein CI am besten unterstreichen?
- Und worauf lege ich am meisten Wert?
- Auf die Praktikabilität?
- Imagetransfer?
- Wohlfühlfaktor?
Weg von Blau – Hin zu Passgenau
Schauen wir auf das Farbeinmaleins im Feld der Berufsbekleidung: Begonnen hat das Spiel der Farben in den 60er Jahren als blau im Fokus und der „Blaumann“ voll im Trend war. Die Zeiten haben sich geändert, mittlerweile wird Farbe nicht nur praktisch gewählt, sondern Image kreiert und Individualität zum Ausdruck gebracht. Welche Farbe passt nun zu Ihrem Unternehmen? Welcher Designtyp ist Ihre Firma? Womit erreicht man sowohl Mitarbeiter als auch Kunden am besten? Farben haben geschichtliche oder kulturelle Hintergründe. Es ergeben sich daraus typisierte Farben, die über die Generationen weitergegeben wurden wie Symboliken und Bräuche. Zudem können sich Farben auch etablieren, wenn sich bestimmte Arbeitsbedingungen ändern, sich das Arbeitsschutzbedürfnis erhöht oder es neue Erkenntnisse gibt. Farbpsychologisch lassen sich die Farbwahlen oft sehr gut begründen und nachvollziehen. Wie geht man bei der Wahl am besten vor?
Statement versus Unterstatement / Eleganz
Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle: Für was steht der Betrieb? Welches Image, welche Werte sollen transportiert werden? Welchen Effekt möchte ich beim Kunden auslösen, welche Emotionen, welche Gedanken? Worin können sich die Mitarbeiter wohlfühlen?
Machen wir folgendes Gedankenspiel auf: Stellen wir uns vor, wir müssen das Team der Firma Google einkleiden. Global Player. Große Aufgabe. Brainstorming beginnt:
- Welche Botschaft soll transportiert werden? Wofür steht das Unternehmen:
- Innovation. Erfolg. Kreativität. Internationalität. Modernität. Soweit so gut.
- Wie drücken wir das nun in Farben aus?
Blue Collar versus White Collar
Grob in Blau- und Weißkragen eingeteilt, unterscheidet man in der Berufsbekleidungswelt: Die Blue Collar Worker (Blaukragenarbeiter) sind dabei die „in den Produktionsstätten beschäftigen Industriearbeiter und Handwerker einerseits, und White Collar Worker (Weißkragenarbeiter) die Büro-, Handels-, Dienstleistungs- und ähnliche Berufe andererseits, oder allgemeiner ausgedrückt die eher nur im Deutschen verbreiteten Begriffe von Arbeitern und Angestellten.“1 Kurze Randnotiz dazu: In den USA arbeiten zirka 40 % der Bevölkerung in Blue-Collar-Beschäftigungen.2
Als in den 60ern das Royal-blau fokussiert wurde, hatte das vor allem praktische Gründe. Die Farbe ist alles andere als empfindlich und nimmt Staub wie Schmutz relativ unauffällig auf. Aus dieser Zeit haben sich Berufskategorien gebildet. Blau der Handwerker, Rot der Elektriker, Grün der Gärtner, Landschaftspfleger und Förster; braun der Tischler und Schreiner; orange der Straßenverkehr, die Müllabfuhr, die Rettungskräfte; weiß der Maler,Bäcker und medizinische Pflegeberufe; grau der Trockenbauer und schwarz die Hotellerie, Gastronomie, das Bestattungswesens sowie Sicherheitskräfte. Wenn man nach diesem Schemata geht, würde man die Teamkleidung von Google ganz in bunt designen: hip, modern und von allem etwas. Der Trend geht jedoch in eine andere Richtung. Früher hat man mit branchenspezifischen Farben Wiedererkennung geschaffen, heute setzt man viel mehr auf Individualität und das Erschaffen eines ganz eigenen Images. Auch was optisch als ansprechend wirkt, ist mittlerweile ein Kriterium. Oft bleibt man dennoch bei der Branchenfarbe, doch variiert in der Farbfamilie, so wird aus wiesen-grün khaki oder oliv und aus königsblau jeansblau oder blaugrau-meliert. Erlaubt ist, was gefällt und positive Assoziationen schafft. Wenn die Farbwahl dann auch noch praktisch ist: Jackpot!
Team Google könnte man daher komplett in nur einer Farbe einkleiden, also eher dezent. Als Statement der Seriosität. Google hingegen ist auf andere Art modern: keine einheitliche Kleidung. Jedem steht frei, was er trägt. Auch das ist ein Konzept. Eins, das zum Technologie-Markt passt. In anderen Branchen hingegen, ist einheitliche Berufsbekleidung unerlässlich.
Innovationen beim Design
Generell bewegt sich der Trend weg von Traditionen hin zur Innovation. Berufskleidung will modern sein und bewegt sich in Richtung Fashion. Gut zu erkennen an der wachsenden Detailverliebtheit wie eingefärbte Nähte, Knöpfe oder Reißverschlüsse. Trotz modischem Bewusstsein wird natürlich nicht auf benötigte Funktionalität verzichtet. Dennoch gibt es Unternehmen, die bewusst auf Tradition setzen wie Singapur Airlines. So wandeln die singapurischen FlugbegleiterInnen in traditionellen Gewändern durch den Gang. Landestypische Tracht mit langen Röcken und kulturellen Mustern. Damit wird der Fluggast bereits im Flieger gedanklich urlaubstechnisch abgeholt. Hier schafft Tradition Atmosphäre. Urlaubsstimmung schon vor Landeanflug. Das beeinflusst das Wohlfühlempfinden.
Farbe und Design haben in jedem Fall psychologische Wirkung: Kompetenz bringt man gut in blau rüber. Deswegen sind neben Handwerkern auch oft Politiker in dunkelblau gekleidet. Auch die Uniform von Piloten ist blau. Die Farbe hat die stärkste Wirkung in Sachen Kompetenz und Seriosität. Im Handwerk funktioniert zudem alles naturverbundene, also grau, braun, beige ganz gut. Das wirkt bodenständig und geschickt. Rot hingegen hat die bekannte Signalwirkung etc.
Schwarz bildet dabei eine Ausnahme. Schwarz ist zeitlos, elegant. Klassisch, funktional und dennoch immer wieder modern.
Wiedererkennung
Eine ganz bedeutende Funktionen im Themenfeld Farbe kann der räumliche Gliederung sowie der Orientierungshilfe dienen beispielsweise im Service. Welcher Mitarbeiter ist für welchen Bereich zuständig? Für diese Informationsvermittlung helfen Farben. Verschiedene Abteilungen, verschiedene Farben. So kann sich der Kunde orientieren und direkt den für ihn zuständigen Mitarbeiter ansprechen, in der Gastronomie zum Beispiel sehr sinnvoll: Wer ist Koch? Wer Kellner? Wer Barmann und wer leitet den Laden? Neben Farben wirken hier zudem Accessoires wie Kopfbedeckungen. Der Koch trägt weder Netz noch Haube, nein er trägt eine Kochmütze, was nicht nur Haare von der Suppe fernhält, sondern auch mehr Wertigkeit mitschwingt.
Gold, was glänzt
Die Qualität der Materialien spiegelt die Qualität des Unternehmens wieder. Das denkt oft der Kunde und damit hat er nicht unrecht. Bei hochwertigen Stoffen und Schnitten ist die Wirkung direkt eine ganz andere. Auch ob eine Logo gedruckt oder gestickt wird, erzeugt einen großen Unterschied in der Markenwahrnehmung. Daher die Wichtigkeit des eigenen Brandings. Farben erzeugen Gefühle. Demnach ist ihr gezielter Einsatz sinnvoll.
Welches Design hat nun der Google – Look?
Und wie sieht nun Team Google aus? Wie wäre unsere Kreation? Wir entscheiden uns für ein Outfit in ganz weiß. Eine Farbe, die nicht unbedingt praktisch ist, richtig. Doch befinden sich in dem Fall alle Mitarbeiter hauptsächlich an Schreibtischen in sauberer Büroräumen in Silicon Valley. Weiß ist rein und schafft Freiraum. Fest ist nicht festgelegt, alles ist möglich. Zudem branchenunspezifisch und damit modern. Um dem Anspruch an Innovation und Kreativität Ausdruck zu verleihen, setzen wir jedem Mitarbeiter ein buntes Basecap auf und für alle Anti-Mützenfans gibt es Gürtel. Ebenso im selben bunt, versteht sich. Das Logo ist gestickt, natürlich, die Materialien edel und hochwertig, stehen wir doch für Qualität. Wie hätten Sie sich entschieden?
Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!
1 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Blue_Collar
2 Beegley, L. (2004). The Structure of Social Stratification in the United States. Boston, MA: Pearson, Allyn & Bacon.