Wie sich Kleiderberge vermeiden und damit höhere Gewinne erzielen lassen
Ihre Mitarbeiter arbeiten vorwiegend outdoor: täglich draußen und immer Wind & Wetter ausgesetzt. Der Wunsch nach optimalem Schutz wird lauter, speziell im Frühling und im Herbst. Mit dem Wissen, dass die aktuelle Ausstattung nicht ausreichend geeignet ist und zufriedene Mitarbeiter die besseren Mitarbeiter sind, möchten Sie direkt reagieren: Regenjacken müssen her! Doch welches Produkt ist das richtige? Betrachten wir diese Frage aus Perspektive der Verwertung bzw. Wiederverwendung.
Vorab ein Blick auf den Markt und die Masse:
Das Interesse an Arbeitskleidung ist nicht nur groß, sondern größer als je zuvor. Der Markt boomt regelrecht: In 2016 wurden Rekordzahlen geschrieben, der Markt wuchs auf ein Volumen von rund einer Milliarde Euro1 an. Diese neun Nullen visualisiert, sind eine Menge von Kleiderbergen. Den Marktanteil hält nach wie vor die Mietwäsche inne. Ziehen wir diesen Bestandteil ab, bleibt immer noch ein kleines Mittelgebirge an Stoff übrig. Da liegt die Frage nahe, wie sich dessen entledigt wird oder ob es gar schon effiziente Methoden der Verwertung und Wiederverwendung gibt?
Denn Deutschland ist generell Meister in Kleiderberge produzieren: Kein Land in Euro produziert mehr Textilmüll: 391.752 Tonnen Textilabfall jährlich. Nur Italien produziert mit gesamt 465.925 Tonnen mehr textilen Müll. Die Agentur ABCD hat in ihrer Untersuchung darstellen können, wie viel Kleidung jährlich im Müll landet:
So liegt der Durchschnitt bei 4,7 kg Kleidung, die jeder Deutsche jedes Jahr wegwirft. Damit liegen wir hinsichtlich des Prokopfverbrauches im europäischen Mittelfeld der Textilverschwender (Platz 7 von 15).
Soviel zur Masse an Kleidung im Allgemeinen. Ein Teil davon ist die Berufsbekleidung. Hierbei gilt es zudem zu unterteilen, ob es sich um Arbeits-, Berufs- oder Schutzkleidung handelt. Speziell Kleidung und Schutzausrüstung für Pflegeberufe sind aus hygienischer Sicht differenziert zu betrachten. Da sie je nach Branche und Dienstkleidungsvorschrift unterschiedlich festgelegten oder auch einheitlich reglementierten (wie die Benutzung von Handschuhen bspw.) Wechselzyklen unterliegen. Auch eine Rolle spielend ist die Bekleidungsgröße. Diese kann sich durchaus im Laufe der Zeit ändern. So kann es sein, dass man durch Körpergewichtsveränderung, sich auch die Kleidergröße wechselt und somit die davon betroffene Arbeitskleidung getauscht werden muss.
Regenjacke im Fokus
Wir möchten nun also eine passende Regenjacke finden, am liebsten eine, die sich komplett verwerten oder gar wiederverwenden lässt. Auf gar keinen Fall möchten wir eine, die am Ende ihres Arbeitslebens einfach achtlos auf dem Kleiderberg landet.
Was die Höhe des Kleiderberges definiert, ob groß wie der Harz oder so riesig wie das Himalaya, wird sowohl durch die Höhe des Verschleißes bestimmt als auch durch das Anwenden von Wiederverwertung. Was wird wiederverwendet, was wie entsorgt und was re-oder upcycled?
Wie sich die einzelnen Methoden unterscheiden, definieren wir kurz an dieser Stelle:
Wiederverwendung beschreibt die Mehrfachbenutzung von Produkten, speziell solchen, deren Materialien eine Aufbereitung zur erneuten Verwendung zulassen. In diesem Fall, alles, was entsprechend waschbar ist und bezüglich Kleidung durch Textilreinigung praktiziert wird. Wiederverwendung ist wie ein zweites Leben, ein second Life. Ein tolles Beispiel für die direkte Wiederverwendung ist das Sammelprojekt Shuuz. In diesem werden, in Zusammenarbeit mit Kolping Recycling, ein DEKRA zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb, und unter Einhaltung der Leitlinien für Textilrecycling; Schuhe, nachdem sie in ihrer Qualität geprüft wurden, an afrikanische Kleinhändler verkauft, die sich davon eine Existenz aufbauen können. Zudem bekommen Kinder in den ärmsten Regionen eine Möglichkeit der Alltagserleichterung durch den Besitz vernünftiger Schuhe. Der Schuhspender wird zudem fair vergütet und kann diesen Gewinn für sich verwenden oder für Hilfseinrichtungen oder andere gemeinnützige Organisationen spenden.
Recycling beschreibt die Rezyklierung, das „Zurück-in-den-Kreislauf-bringen“, den Prozess, in dem Abfallprodukte wiederverwertet werden. Ein Verwertungs-verfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. So kann aus Stoffresten und Alttextilien beispielsweise recycelte Baumwolle hergestellt werden.Das Ausgangsmaterial wird zum Sekundärrohstoff.
Unterschied zur Wiederverwendung: Der Rohstoff muss vorher als „Abfall“ eingestuft worden sein. Dann spricht man gesetzlich vom Recyceln. Ansonsten wird der Begriff gerne auch pauschal für sämtliche Formen der Wiederverwertung und -verwendung benutzt.
In der Wiederverwertung (Recycling) gibt es unterschiedliche Kategorien:
Downcycling beschreibt den Umstand, in dem das recycelte Produkt sichtlich mindere Qualität im Vergleich zum Ausgangsprodukt aufweist. In einigen Fällen kann die Aufbereitung von zu hohem Energieaufwand sein, der im Verbrauch konträr zur gewünschten Umweltfreundlichkeit stünde. Oft ist auch die Qualität eine andere, wie beim recyceltem Papier sehr gut zu sehen ist.
Upcycling beschreibt die kreative Neuverwendung, den Prozess in dem Abfallprodukte zu neuwertigen Stoffen umgewandelt werden, einhergehend mit der Aufwertung des Stoffes. So werden Produkte zu etwas Gleichwertigem oder gar zu etwas mit höherem Wert verarbeitet wie sehr schön bei den Freitag Taschen aus gebrauchten LKW-Planen zu sehen ist. Zudem gibt es Möbel aus Europaletten, Möbelbezüge aus kaputten Jeans, Handyhüllen aus alten Lederhosen oder auch Taschen aus alten Segeln. Letztgenannte werden hochwertig von der Firma NO FISH individuell als Einzelstücke gefertigt.
Wir werfen zum Thema Wiederverwendung einen Blick auf die Pflegeberufe:
Pflegeberufe im Blick
In deutschen Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Arztpraxen tragen täglich über zwei Millionen Beschäftigte hygienisch aufbereitete Textilien. Denn schließlich werden Textilien in diesem Arbeitsfeld mit Keimen aller Art kontaminiert, was ein hohes Gefahrenpotential von Übertragung von Keimen birgt. Die Höhe der Gefährdung in Bezug auf Kleidung als Überträger zwischen Beschäftigtem und Patient konnte in Studien2 nachgewiesen werden. Die Schlussfolgerung dessen ist, dass ein regelmäßiger Kleidungswechsel massiv zur Minderung dieses Gefahrenpotentials beiträgt. Hier wird also sogenanntes Einmalmaterial (wie Handschuhe) entsorgt und wiederverwendbares Material (wie Kittel) zur erneuten Benutzung aufbereitet. Ganz besonders interessant ist die Entsorgung von ausgedientem wiederverwendbarem Material wie die von ausgedienten Uniformen, aber dazu im betreffendem Artikel mehr.
Zurück zur Wiederwendung. Zurück zur Regenjacke.
Bei der Suche nach neuen Jacken und dem Wunsch das Mitarbeiterbedürfnis nach bestem Wetterschutz bestmöglich zu befriedigen, haben wir eine Regenjacke aus mehrlagigem Gore-Tex Material im Auge. Beste Qualität, robust, sportlich, trotzt Wind & Wetter und ist vor allem durch die Atmungsaktivität des Stoffes sehr angenehm zu tragen. Der Haken? Mehrschichtiges Material ist schwer zu recyclen. Wenn unser Verwertungsziel also das direkte Recyceln ist, dann sollten wir zu einer Jacke aus nur einem Material zurückgreifen wie Polyamid z.B. Das heißt wir müssen auf viele Schichten und unterschiedliche Fasern verzichten?
Wenn wir jedoch stattdessen Upcycling als Endziel setzen, dann haben wir doch noch eine Chance, die Mitarbeiter mit einer qualitativ sehr hochwertigen Arbeitsjacke auszustatten, denn der wasserdichte Stoff ist hervorragend zur Wiederverwendung geeignet. So lassen sich daraus bestens Taschen machen, welche sich hervorragend als Give-aways für den jährlichen Messestand machen. Da kann sogar das Firmenbranding erhalten bleiben, welches sonst ganz klar ein Abfallprodukt ist. Hier beim Upcycling schafft das Logo Verbindung zur Marke und kann perfekt zu Marketingzwecken eingesetzt werden. Zudem erzählt jede Tasche dann neben einer vorbildlich-grünen Geschichte, auch noch die, der fleißigen Hände, des fleißigen Arbeiters, der sie einst trug.
Nicht nur ökologisch betrachtet, sondern auch ökonomisch unter die Lupe genommen, liegt hier großes Potential. Einsparungen, nicht nur monetär, sondern auch hinsichtlich Energie und Rohstoffaufwendungen, lassen sich ganz klar durch Wiederverwendung, Upcycling und Recyling kreieren.
Die Wiederverwertung oder Nachnutzung von bereits vorhandenem Material
- minimiert die Verwendung von Rohstoffen.
- Kosten werden reduziert,
- Rohstoffe geschont. Win/Win.
- Das gefällt der Umwelt und dem Portemonnaie.
Wiederverwendung ist die richtige Strategie für alle funktionstüchtigen Materialien, die sich dazu hygienische aufbereiten lassen wie Kleidung durch entsprechende Textilpflege/-reinigung. Wenn die Funktionstüchtigkeit jedoch eingeschränkt, weil das Material verschlissen ist, dann kommt das Re- oder auch Up-cycling ins Spiel.
Das Recycling in Unternehmen in gesetzlich durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz reguliert, in dem jeder Erzeuger von Abfall nämlich genau dazu verpflichtet wird. Dabei ist die Integration von Recycling in den einzelnen Unternehmensbereichen nicht nur Image-technisch ein Zugewinn. Ziel des KrWG ist zum einem die Schonung natürlicher Ressourcen sowie zum anderen der Schutz von Mensch und Umwelt. Bei der Umsetzung spielt die Abfallhierarchie eine elementare Rolle:
„Vermeiden vor Verwerten vor Beseitigen“ ist die einzuhaltende Reihenfolge im Umgang mit Abfall. Seit 1.01.2020 muss zudem jeder Abfallerzeuger, also jedes Unternehmen, dafür Sorge tragen, dass 65% und somit mehr als die Hälfte ihres Müll wiederverwendet werden kann. Daher gilt es bereits von Produktionsbeginn an bewusst passende Materialien auszuwählen. Bei der Materialwahl sind folgende Kriterien maßgebend:
- Homogenität
- Trennbarkeit und
- Schadstofffreiheit.
Wer diese Punkte im Vorfeld beachtet, hat im Nachgang leichtes Spiel.
Fazit für das Bekleidungs-und Ausrüstungsmanagment
Unsere hochwertige Funktionsjacke ist also trotz mehrschichtigem Material eine gute Wahl, denn durch das Upcycling nach ihrer Erstverwendung, kann sie nachhaltig wiederverwendet werden und ist obendrauf nicht nur Image-, sondern zugleich auch Marketingtool. Die Jacke ist zwar in der Anschaffung teurer als die aus den einfacheren Materialien, doch dafür viel langlebiger und in der Wiederverwendung erfüllt sie auch noch einen Firmenzweck sowie ersetzt im besten Fall ein Give Away aus Plastik.
- Mitarbeiter glücklich.
- Chef glücklich.
- Kunde glücklich.
- Alle happy!
Recycling ist vielfältig: Wiederverwendung, Downcycling, Upcycling. Wiederverwendung ist – wie gerade betrachtet - mehr als Abfallvermeidung. Auch in Sachen Ökonomie und Ökologie nicht von der Hand zu weisen, denn Kleidung, die in den Wertkreislauf zurückgeführt werden kann, landet eben nicht auf der Müllkippe, was die Umwelt enorm entlastet. Zudem schont alles, was mehrfach verwendet werden kann, das jeweilige Betriebsbudget. Ziel ist es, den Lifetime-Cycle der Kleidung zu erhöhen. Was im privaten Bereich gerne durch den Ein- oder Verkauf in Secondhandshops oder durch Kleidertausch, den sogenannten Clothing Swaps, gelöst wird, ist auf Firmenebene komplexer und zudem gesetzlich geregelt.
Auf Fähigkeit der Wiederwendung oder -verwertung bei Anschaffung von Materialien und Produkten zu achten, ist mehr als sinnvoll für alle zuvor benannten Prozesse und Zielvorgaben. Im Fall von ausgegebener Kleidung ist eine entsprechende softwaregestützte Ausgabeverwaltung notwendig. Denn das Verwalten, der sich im Umlauf befindenden Arbeitskleidung innerhalb eines Unternehmens, ist ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Erstellung eines zur Firma passenden Recyclingkonzepts und wir Teil des Nachhaltigkeitsberichtes für die Aktionäre. Beim Upcycling hingegen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. So könnten aus unseren ihren alten Regenjacken auch wasserabweisende Patchwork-Picknickdecken werden. Oder was auch immer umsetzbar Ihnen sonst noch in den Sinn kommt. Die nächste Messe oder Weihnachtsfeier kommt bestimmt.
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Fußnoten:
1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/173517/umfrage/umsatz-mit-berufsbekleidung-seit-2006/
2 In Studien wie z.B. Obadia et al. 2015, Mitchell et al. 2015